Tipps zum Schreiben

  1. Das Wichtigste kommt zuerst! Bei Nachricht oder Bericht stehen die wesentlichen Informationen in den ersten beiden Sätzen. Denn Zeit ist knapp und der Leser verhält sich ähnlich wie ein Zuhörer. Wer eine Geschichte umständlich erzählt, dem hört bald keiner mehr zu.
  2. Die „6 journalistischen W“ beachten! Wer hat was wann, wo, wie und warum getan (oder wird es tun)? Wichtig: Das „7. journalistische W“ lautet: „Welcher Quelle“ entnimmt der Journalist die weiterverbreitete Information. Wer sich an diese Regeln hält, kann eigentlich keine wesentliche Information für den Leser vergessen und arbeitet seriös.
  3. Eine einfache Sprache wählen! Niemandem (außer dem zweifelhaften Ego des Schreibers) ist mit langen, verschachtelten Sätzen und möglichst komplizierter Wortwahl geholfen. Warum ein Fremdwort, wenn die deutsche Sprache ein gleichwertiges und leichter verständliches Wort hergibt? Kein Bürokraten-Deutsch und kein Fach-Chinesisch abzusondern, sondern so einfach wie möglich zu schreiben, das ist die Kunst.
  4. Welche Zeit? Die klassische Nachrichtenzeit (Tempus) ist das Imperfekt. Beispiel: „Bundeskanzler Schröder sagte…“ Bei Medien, die journalistische Traditionen pflegen (DK, BR), wird der Einleitungssatz (Lead) jedoch im Perfekt geschrieben, ehe es im Imperfekt weitergeht. Also: „Bundeskanzler Schröder hat gestern überraschend eine Wende seiner Rentenpolitik verkündet. Er sagte vor Journalisten in Berlin…“ Für bildhafte Berichte (Reportage, Feature) bietet sich dagegen häufig das Präsens als Erzählzeit an.
  5. Aktiv schreiben! „Es wurde abends ein Lagerfeuer abgehalten“ oder „Dem Lehrer wurde für 30 Jahre Unterricht gedankt“ – das klingt unschön. Besser: „Die Schüler entfachten am Abend ein Lagerfeuer“ oder „Direktor Kurt Wagner dankte seinem Mitarbeiter für 30 Jahre Unterricht am Gymnasium“.
  6. Zitate? Ein Zitat ist ein Stilmittel, mit dem man besonders wichtige Informationen herausheben will. Es eignet sich also nicht für Banalitäten („Ich denke, wir fangen jetzt mal an“, sagte der Lehrer), sondern für eine wesentliche Nachricht im Text („Wer jetzt noch widerspricht, fliegt raus“, drohte der Lehrer).
  7. Keine Anglizismen! Wieso muss jede Veranstaltung ein Event sein, bei dem ein Highlight das nächste jagt? Gibt es in Deutschland keine Höhepunkte mehr? Paradebeispiel aus dem Mund eines Event-Managers: „Hauptsache, die Kids haben Fun bei uns in der Water-World!“
  8. Eindeutige Zeitangaben! Bei Mitteilungen an Zeitungen nicht schreiben: gestern, morgen, heute, sondern: „Am Sonntag, 28. März,…“. Es können sonst schnell Verwechslungen passieren. Merke: Heute wird morgen schon gestern sein!
  9. Keine Anrede wie Herr, Frau oder Fräulein, sondern Vor- und Zuname ausschreiben.
  10. Nicht „ich“, „wir“, „unser Lehrer“, sondern in der 3. Person schreiben.
  11. Keine Ehrenbezeichnungen wie „Hochwürdigster Herr Pfarrer“ oder „Ihre Hoheit Gräfin von XY“ verwenden.
  12. Keine Titel wie Prof. oder Dr. nennen, sondern beispielsweise Jürgen Meyer, Professor für Biologie an der Technischen Hochschule Ingolstadt. Im weiteren Textverlauf nur den Namen oder eine Umschreibung („der Referent“) verwenden. Apropos Name: Jeder Mensch hat ein Recht auf korrekte Schreibweise seines Namens. Hier ist journalistische Sorgfalt besonders gefragt.
  13. Keine Selbstverständlichkeiten wie Begrüßung, Danksagung, Formelles, Protokollarisches, sondern nur Besonderheiten mitteilen. Kein Sportreporter teilt mit, dass Sebastian Deisler den Anstoß durchgeführt hat, wohl aber dessen zwei Tore kurz vor Schluss. Merke Regel 1 – das Wichtigste zuerst, also: „Mit zwei Toren von Thomas Müller in der Schlussphase hat Bayern München…“.
  14. Keine Floskeln verwenden! Beispiele gefällig? Das Tanzbein schwingen, der Hoffnung Ausdruck verleihen, die Lachmuskeln strapazieren, in den wohlverdienten Ruhestand schicken, den Raum bis auf den letzten Platz besetzt sein lassen (bleibt ein Stuhl frei?), Menschen erscheinen oder besondere Grüße gelten lassen u.v.a.
  15. Nicht übertreiben! Es ist kein gigantisches Ereignis (Mega-Event?), wenn die Jugendfeuerwehr eine Übung hat und sicherlich kein Höhepunkt (Highlight?) des Vereinsjahres, wenn die Urkunden dafür verliehen werden (eher schon eine Formalität im Sinne von Regel 10).
  16. Grundsätzlich gilt für nachhaltige Pressearbeit: Nicht ein möglichst großer Artikel (über ein unter Umständen für Außenstehende belangloses Ereignis), sondern viele kleine Berichte mit interessanten Informationen vermitteln ein Bild einer lebendigen Institution.