Journalistische Darstellungsformen

Unterschieden wird zwischen nachrichtlichen und kommentierenden Texten.

Nachrichtlich, das heißt frei von Meinung des Autors, sind:

Kurznachricht

Darunter fallen Polizeiberichte, Ankündigungen von Sitzungen, Veranstaltungen und Ausflügen, amtliche Mitteilungen (Straßensperren, Rathaus-Öffnungszeiten, Sprechstunden usw.), kleinere Ereignisse aus Vereinen und Verbänden (Ehrungen, Spendenübergabe, Überreichung von Abzeichen, Personalwechsel) oder Privatsachen (Riesen-Schwammerl gefunden), sowie alles, was sich in wenigen Sätzen mitteilen lässt. Die W-Fragen sollten trotz der Kürze des Textes beantwortet sein: Wer, was, wo, wann, wie, warum? Im Vordergrund – speziell bei Ankündigungen – steht neben der reinen Information der Nutzwert für den Leser (Was läuft bei dieser Veranstaltung? Wo bekomme ich Karten? Wo und bis wann muss ich mich anmelden?).

Bericht

Seine Sprache ist wertfrei und eher nüchtern, was nicht heißt, dass sie langweilig sein muss. Oft fesselt das Thema an sich den Leser, z.B. wenn er Dinge erfährt, die ihm neu sind oder die gerade heiß in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Der Bericht beantwortet die W-Fragen möglichst gleich zu Beginn: Wer macht was, wo und wann, wie und warum? Klar werden soll auch: Woher hat der Verfasser die Informationen? (Polizeibericht, Experten, Zeugen, Betroffene, Literatur, Internet …) Bei Tatsachenbehauptungen verlangt dies die Sorgfaltspflicht, denn der Leser muss die Informationen bewerten können. So manche Behauptung könnte sich nämlich im Nachhinein als falsch herausstellen. Konkret gesagt: Dem Sachbearbeiter eines Verkehrsunfalls wird man mehr glauben als dem Betroffenen, der wissenschaftlichen Arbeit mehr als der Information eines anonymen Verfassers im Internet.

Reportage

In der klassischen Reportage – die in der Regel länger ausfällt als ein Bericht – schildert der Reporter ein selbst miterlebtes Ereignis. Er vermittelt nicht nur Fakten, sondern auch Gefühle und Eindrücke. Der Leser soll das Gefühl haben, live dabei zu sein. Deshalb sind Reportagen meist im Präsens geschrieben. Trotzdem sollte sich der Reporter nicht selbst ins Spiel bringen, sondern Handlungen sprechen lassen. Nur wenige Reportagen sind im „Ich-Stil“ verfasst, vornehmlich, wenn der Reporter einen Selbstversuch unternimmt. Ist er nur als Beobachter dabei, beschreibt er möglichst plastisch, was sich ereignet. Die sprachlichen Anforderungen an den Verfasser sind sehr hoch. Er muss die Gabe haben, packend und spannend zu erzählen, ohne in Klischees und Platitüden zu verfallen, muss genau beobachten können, um allein durch die Schilderung einer Handlung oder Geste Gefühle auszudrücken. Er sollte tunlichst vermeiden, eigene Wertungen einfließen zu lassen. Wenn schon Meinung, dann als Zitat aus dem Munde eines Dritten.

Feature

Das Feature ist eine Mischform verschiedener Darstellungsformen, liegt manchmal näher an der Reportage, manchmal näher am Bericht. Es blickt immer mehr auf den Hintergrund, die Reportage mehr auf das tatsächliche Ereignis. Im Unterschied zum Bericht enthält das Feature auch erzählerische Elemente, etwa wenn ein eher fachliches Thema mit Beispielen aufgelockert wird (z.B. Probleme bei der Lehrstellensuche: Azubis verraten, wie sie fündig geworden sind.). Trockene Kost informativer Artikel kann dadurch appetitlicher gemacht werden, indem man sie mit einem szenischen Einstieg „anfeatured“, d.h. den Text etwa mit einer Beschreibung der Situation vor Ort beginnt. Im Gegensatz zur Reportage beleuchtet ein Feature das Thema aus mehreren Blickwinkeln.

Porträt

Porträtiert werden können Personen, aber auch Personengruppen wie Vereine oder Firmen. Das Porträt stellt weniger sprachliche und inhaltliche Anforderungen an den Verfasser als eine Reportage oder ein Feature. Meist beschränkt sich die Recherche auf ein mehr oder weniger langes Gespräch mit dem zu Porträtierenden. Das Porträt ist ebenfalls eine Mischform. Manchmal gleicht es einer Reportage (außergewöhnliche Reisen, Studium im Ausland, besondere Leistungen, Prominente ganz privat…), manchmal einem Bericht (Vorstellung eines Landtagskandidaten mit Lebenslauf und politischen Ansichten). Wir unterscheiden zwischen einer langen Personengeschichte (ausführliche Beschreibung seines Lebens und seiner Lebensumgebung, seiner Ansichten, Ziele, Wünsche und Träume), eines themenbezogenen Porträts (z.B. eine ungewöhnliche Sammelleidenschaft) und eines Kurzporträts (persönliche Daten, Lebenslauf, errungene Leistungen usw. im Telegrammstil).

Info-Kasten

Der Infokasten ist in einem größeren Artikel integriert und erläutert ein Fremdwort oder einen komplizierten Sachverhalt.

Kommentierend – das heißt, der Verfasser tut auch seine persönliche Meinung kund – sind:

Kommentar

In Kommentaren beziehen Autoren Stellung zu politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ereignissen. Der Kommentar ist die subjektive, oft analysierende Darstellung einer Meinung, die der Autor zu einem Thema vertritt, und soll den Leser zu einer eigenen Meinungsbildung anregen. Wir unterscheiden zwischen langen Kommentaren (Leitartikeln) zu fundamentalen Themen (Wie bringen wir Deutschland wieder aus der Krise?), Kommentaren, die einen Aspekt behandeln (Warum geht nichts vorwärts bei der Stadtplatz-Neugestaltung?) und Kurzkommentaren, die auf große Analysen verzichten und einfach nur eine Meinung wiedergeben (Das erste Freibadfest: Hat sich bewährt und sollte unbedingt wiederholt werden.). Kommentare sollen fundiert sein. Der Kommentator benötigt Hintergrundwissen, um argumentieren zu können. Er muss seine Aussagen stets begründen. Ein guter Kommentar gibt schwierige Sachverhalte und Analysen in kurzen, verständlichen Sätzen wieder.

Glosse

Die Glosse beschreibt oft satirisch, witzig oder bissig ein Thema. Meist geht es um Besonderheiten mit einem „Aha-Effekt“ („Flüchtiges Känguru im Vorgarten gesichtet“), oft auch um einfache Dinge aus dem Alltag („Warum Männer beim Grillen immer den Macho spielen“). Am Ende soll immer eine Pointe stehen.

Kolumne

In Kolumnen werden Sachverhalte näher betrachtet, ohne sie literarisch auf die Spitze zu treiben. Es kann sein, dass man nur darüber philosophiert, warum Dinge so sind, wie sie sind oder dass man versucht, dem Leser bezüglich gewisser Verhaltensweisen die Augen zu öffnen.

Kritik

Die Kritik, auch Rezension genannt, behandelt aktuelle kulturelle Themen: Bücher, Filme, Konzerte usw. werden besprochen. Die Kritik ist immer die persönliche, subjektive Meinung des Autors. Da der Kritiker erstens „vom Fach“ ist und man über Kunst ohnehin trefflich streiten kann, genießt er im Gegensatz zum Kommentator wesentlich mehr Freiheiten. Seine Sprache richtet sich oft nach dem Anlass und der Lesergruppe. So hat die Kritik eines Popkonzerts sicher einen anderen Stil als die Rezension eines klassischen Klavierabends.

Interview

Der Reporter fragt, der Interviewpartner antwortet. Beides erscheint in wörtlicher Rede. Vorab muss sich der Journalist überlegen, auf was er mit seinen Fragen hinaus will: Welche Themen müssen auf den Tisch? Wie locke ich den Interviewpartner aus der Reserve? Was wird er mir verschweigen wollen? Außerdem sind die Antworten (sofern sie nicht von einem redegewandten Menschen kommen) keineswegs druckreif. Der Journalist muss sie in korrektes, verständliches Deutsch umformulieren, ohne den Sinn zu entstellen. Letztendlich muss gekürzt werden. Vor allem bei längeren Gesprächen schweift man gerne ab, wiederholt sich oder schwafelt zu viel. Und: Im Gegensatz zu den übrigen Darstellungsformen hat der Gesprächspartner des Recht, das Interview vor der Veröffentlichung zu lesen. Er kann Änderungen vornehmen lassen, Antworten streichen oder im Extremfall das ganze Interview ablehnen. Erteilt er seine Freigabe, darf das Interview (bis auf offensichtliche Grammatik- und Rechtschreibfehler) nicht mehr verändert werden. Neben dem langen Interview, das sich nicht selten über eine ganze Zeitungsseite erstreckt, gibt es noch das Kurzinterview („Drei Fragen an den neuen Vereinsvorsitzenden“).

Umfrage

Hier handelt es sich um mehrere aneinander gereihte Interviews, bei denen jeweils nur ein und dieselbe Frage gestellt wird (Wer soll neuer Nationaltrainer werden? Was schenken Sie zum Valentinstag? Sind die Ladenöffnungszeiten ausreichend?). Diese Umfragen sind nicht repräsentativ, sondern sollen ein aktuelles Thema unterhaltsam auflockern. Man sammelt möglichst verschiedene Meinungen einer Handvoll Menschen, oft versehen mit Kopf-Fotos, Namen, Alter, Wohnort und Beruf. Die Antworten sollten kurz und knackig sein.

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